Gärtnerei & Lieferservice
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Zwiebelzucht

Beitrag - Pflanzenzüchtung auf dem Kronacker

Die Folgen der äußeren Einflüsse
Das Jahr 2023 hat sich auf das Saatgut sehr unterschiedlich ausgewirkt. Eine Erntekultur im Gemüsebau hat ja eine viel kürzere Standzeit als eine Pflanze, die Samen bildet. Die Sandböden sind durch die Trockenphase im Frühjahr und die lange Regenphase im Sommer geschwächt und konnten dann oft nicht alle Nährstoffe anbieten, die die Pflanzen zur Samenbildung brauchen. Grünkohl WHL hatte einen totalen Samenausfall wie wir es noch nie hatten, Feldsalat hingegen einen Riesenertrag wie wir es auch noch nie hatten. Eine Überraschung ist immer wieder die Gartenmelde, die in allen Jahren ihre Samen durchbringt. Die Zucchinis haben schwer unter dem echten Mehltau gelitten und ähnlich wie auch die Buschbohnen zwar Samen angesetzt, der aber sehr klein gewesen ist. Bei den Gemüsezwiebeln wurden viele Jätestunden investiert, um sie durchzubringen und zurzeit sehen die Samenträger wider Erwarten doch ganz gut aus. Das ständige Auf und Ab der Kulturen verursacht auch bei mir als Züchterin immer mal wieder einen schwankenden Gemütszustand. Umso mehr freut es mich, dass wir in 2024 nun doch bei dem großen Grünkohlprojekt des Bundes (BÖL) mitmachen werden. Nichtsdestotrotz wird es nicht einfach werden, in Zukunft zu züchten.
Genau wie die Menschheit ringen auch unsere Kulturpflanzen mit den klimatischen Veränderungen. Genau wie wir leiden sie unter Epidemien und Erkrankungen. Mittlerweile wird immer deutlicher, dass die bisherigen Züchtungsmethoden immer weniger greifen. Resistenzen brechen immer schneller in sich zusammen und die alten Sorten haben nicht genug Anpassungsfähigkeit, um den extremen Umwelteinbrüchen begegnen zu können. Selbst die Gentechnik kann nicht halten, was sie für den Agrarsektor versprochen hat. Nun kann man pessimistisch sagen: „Der Untergang kommt“, aber so haben die biodynamischen Bauern/ Bäuerinnen noch nie gedacht. Es ist uns klar, dass wir für das ganze Anbausystem einen erweiterten Ansatz finden müssen und mit dem landwirtschaftlichen Kurs von R. Steiner haben wir ein Tor zu einer anderen Sicht. Das ist die größte Hilfe in diesen Zeiten. Das Zusammenspiel auf dem Feld ist weder gut erforscht noch wirklich verstanden- auch heutzutage nicht, trotz aller Technik und Wissenschaft. Am Kronacker versuchen wir seit Jahren alternative Wege zu gehen: flache und pfluglose Bodenbearbeitung, Begrünung der freien Flächen, intensive Kompostwirtschaft. Das ist nicht nur kostenintensiv, sondern auch risikoreich und im Zusammenspiel mit den immer heftiger ausschlagenden Wetterkapriolen, hat man manchmal den Eindruck, dass man den Veränderungen nicht schnell genug hinterher kommt. In der Züchtung zeigen sich dann auch die Auswirkungen. Die Pflanzen reagieren heftig, kommen z. B. mit dem Wurzelwachstum nicht hinterher. Das ganze System wird sensibler, die Auswirkungen von menschlichen Eingriffen und Entscheidungen haben sehr direkte Auswirkungen. Zurzeit arbeiten wir intensiver mit potenzierten Anwendungen und neu entwickelten Präparaten, um hier den Lebewesen eine Unterstützung anzubieten. Und es gibt immer Überraschungen.
Das Züchterrecht, auf Saatgut eines Kollegen oder Vorgängers zurückgreifen zu können um daraus neue Sorten für die aktuelle Situation zu züchten, wird durch die Gentechnik und die Patentierung schwer bedroht. Noch gilt in Europa das Vorsorgeprinzip und wir sind vor der Gentechnik geschützt, aber die Macht der Konzerne wächst. Ich schließe mit den Worten von Sebastian Kneipp: Wem es gelänge, die Menschen zur Einfachheit, Natürlichkeit und vernünftiger Lebensweise zu führen, der hätte das Höchste geleistet - nämlich die soziale Frage gelöst. (und ich möchte hinzufügen: auch die ökologische Frage)
Pflanzenzüchtung auf dem Kronacker 2022
Die Gartenmelde war der Knaller im Samenbau, offensichtlich kann sie noch die letzten Reste Wasser aus der Luft aufnehmen und in tiefste Tiefen wurzeln. Der Herbstfreilandsalat Clarabell profitiert von dem warmen Herbst und wird es voraussichtlich in den Bingenheimer Katalog schaffen. Und die Frühjahrsfröste haben bei den Zucchinis offenbart, dass es auch hier sehr robuste Partner gibt. Trotzdem warten noch enorm viele Aufgaben auf diejenigen, die unsere Nahrungspflanzen erhalten und weiterentwickeln wollen. Gleichzeitig führt die aktuelle angespannte Lage zu sinkenden Spendeneinnahmen für Züchtungsprojekte, so dass wir in den kommenden 2 Jahren einige Projekte vielleicht einstellen müssen. Trotz alledem blicken wir positiv in Zukunft! Annette Maaß