Gärtnerei Kronacker
Bremer Berg 17
27729 Vollersode-Wallhöfen
Kontrollstelle: DE-ÖKO-022
Zwiebelzucht
Beitrag - Pflanzenzüchtung auf dem Kronacker
Die Folgen der äußeren Einflüsse
Das Jahr 2023 hat sich auf das Saatgut sehr unterschiedlich ausgewirkt.
Eine Erntekultur im Gemüsebau hat ja eine viel kürzere Standzeit als
eine Pflanze, die Samen bildet. Die Sandböden sind durch die
Trockenphase im Frühjahr und die lange Regenphase im Sommer
geschwächt und konnten dann oft nicht alle Nährstoffe anbieten, die
die Pflanzen zur Samenbildung brauchen.
Grünkohl WHL hatte einen totalen Samenausfall wie wir es noch nie
hatten, Feldsalat hingegen einen Riesenertrag wie wir es auch noch nie
hatten. Eine Überraschung ist immer wieder die Gartenmelde, die in
allen Jahren ihre Samen durchbringt. Die Zucchinis haben schwer unter
dem echten Mehltau gelitten und ähnlich wie auch die Buschbohnen
zwar Samen angesetzt, der aber sehr klein gewesen ist.
Bei den Gemüsezwiebeln wurden viele Jätestunden investiert, um sie
durchzubringen und zurzeit sehen die Samenträger wider Erwarten
doch ganz gut aus.
Das ständige Auf und Ab der Kulturen verursacht auch bei mir als
Züchterin immer mal wieder einen schwankenden Gemütszustand.
Umso mehr freut es mich, dass wir in 2024 nun doch bei dem großen
Grünkohlprojekt des Bundes (BÖL) mitmachen werden.
Nichtsdestotrotz wird es nicht einfach werden, in Zukunft zu züchten.
Genau wie die Menschheit ringen auch unsere Kulturpflanzen mit den
klimatischen Veränderungen. Genau wie wir leiden sie unter Epidemien
und Erkrankungen. Mittlerweile wird immer deutlicher, dass die
bisherigen Züchtungsmethoden immer weniger greifen. Resistenzen
brechen immer schneller in sich zusammen und die alten Sorten haben
nicht genug Anpassungsfähigkeit, um den extremen Umwelteinbrüchen
begegnen zu können. Selbst die Gentechnik kann nicht halten, was sie
für den Agrarsektor versprochen hat. Nun kann man pessimistisch
sagen: „Der Untergang kommt“, aber so haben die biodynamischen
Bauern/ Bäuerinnen noch nie gedacht. Es ist uns klar, dass wir für das
ganze Anbausystem einen erweiterten Ansatz finden müssen und mit
dem landwirtschaftlichen Kurs von R. Steiner haben wir ein Tor zu einer
anderen Sicht. Das ist die größte Hilfe in diesen Zeiten.
Das Zusammenspiel auf dem Feld ist weder gut erforscht noch wirklich
verstanden- auch heutzutage nicht, trotz aller Technik und
Wissenschaft. Am Kronacker versuchen wir seit Jahren alternative
Wege zu gehen: flache und pfluglose Bodenbearbeitung, Begrünung
der freien Flächen, intensive Kompostwirtschaft. Das ist nicht nur
kostenintensiv, sondern auch risikoreich und im Zusammenspiel mit
den immer heftiger ausschlagenden Wetterkapriolen, hat man
manchmal den Eindruck, dass man den Veränderungen nicht schnell
genug hinterher kommt. In der Züchtung zeigen sich dann auch die
Auswirkungen. Die Pflanzen reagieren heftig, kommen z. B. mit dem
Wurzelwachstum nicht hinterher. Das ganze System wird sensibler, die
Auswirkungen von menschlichen Eingriffen und Entscheidungen haben
sehr direkte Auswirkungen. Zurzeit arbeiten wir intensiver mit
potenzierten Anwendungen und neu entwickelten Präparaten, um hier
den Lebewesen eine Unterstützung anzubieten. Und es gibt immer
Überraschungen.
Das Züchterrecht, auf Saatgut eines Kollegen oder Vorgängers
zurückgreifen zu können um daraus neue Sorten für die aktuelle
Situation zu züchten, wird durch die Gentechnik und die Patentierung
schwer bedroht. Noch gilt in Europa das Vorsorgeprinzip und wir sind
vor der Gentechnik geschützt, aber die Macht der Konzerne wächst.
Ich schließe mit den Worten von Sebastian Kneipp: Wem es gelänge,
die Menschen zur Einfachheit, Natürlichkeit und vernünftiger
Lebensweise zu führen, der hätte das Höchste geleistet - nämlich die
soziale Frage gelöst.
(und ich möchte hinzufügen: auch die ökologische Frage)
Pflanzenzüchtung auf dem Kronacker 2022
Die Gartenmelde war der Knaller im Samenbau, offensichtlich kann sie
noch die letzten Reste Wasser aus der Luft aufnehmen und in tiefste
Tiefen wurzeln. Der Herbstfreilandsalat Clarabell profitiert von dem
warmen Herbst und wird es voraussichtlich in den Bingenheimer
Katalog schaffen. Und die Frühjahrsfröste haben bei den Zucchinis
offenbart, dass es auch hier sehr robuste Partner gibt. Trotzdem
warten noch enorm viele Aufgaben auf diejenigen, die unsere
Nahrungspflanzen erhalten und weiterentwickeln wollen. Gleichzeitig
führt die aktuelle angespannte Lage zu sinkenden Spendeneinnahmen
für Züchtungsprojekte, so dass wir in den kommenden 2 Jahren einige
Projekte vielleicht einstellen müssen. Trotz alledem blicken wir positiv
in Zukunft!
Annette Maaß